Zu Jahresende werden nach etlichen Verzögerungen so gut wie alle Haushalte in Österreich über einen intelligenten Stromzähler verfügen. Wenige aber wissen, was sie damit anfangen können, anfangen sollen.
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Nach etlichen Anlaufschwierigkeiten bei der Installation sogenannter intelligenter Stromzähler vulgo Smart Meter ist es bald so weit: Ende des Jahres sollen tatsächlich 95 Prozent der Haushalte vom Neusiedler See bis zum Bodensee über einen intelligenten Stromzähler verfügen. Dieser soll helfen, elektrische Energie und damit letztlich auch Kosten zu sparen – und dazu beitragen, dass die durch die Energiewende besonders stark beanspruchten Stromnetze stabil bleiben.

Frage: Was sind Smart Meter?

Antwort: Smart Meter sind elektronische Messgeräte, die den Energieverbrauch aufzeichnen und den Verbrauchswert einmal täglich zum Netzbetreiber senden.

Frage: Wie unterscheidet sich der Smart Meter vom bisher gebräuchlichen Stromzähler?

Antwort: Anders als der seit Jahrzehnten im Einsatz befindliche Ferraris-Zähler hat der intelligente Stromzähler keine mechanisch bewegten Teile. Der neue Stromzähler ähnelt einem kleinen PC mit Display. Er verfügt über eine Kommunikationsanbindung und kann dabei sowohl Signale empfangen als auch Daten an den Netzbetreiber senden. Elektronisch fernauslesbare Messgeräte werden in Gewerbe- und Industriebetrieben bereits sei 15 Jahren standardmäßig eingesetzt. Im Haushaltsbereich ist es eine Premiere.

Wenn das Gerät smart sein sollte

Frage: Welche Vorteile bietet ein intelligenter Stromzähler, der alle Stückln spielt?

Antwort: Unverzichtbar ist ein Smart Meter, wenn man spezielle Tarifmodelle in Anspruch nehmen will, von denen es bisher noch wenige gibt, in Zukunft aber mehr und mehr geben soll. Dazu gehören vergünstigte Tarife, die nur für spezielle Zeitfenster gelten, oder Floater, die die Entwicklung der Preise im Großhandel nachbilden.

Frage: Was muss ich tun, damit der Smart Meter intelligent geschaltet wird?

Antwort: In der erweiterten Konfiguration (Opt-in) werden 15-Minuten-Werte gemessen und im Gerät gespeichert. Einmal täglich werden diese Werte an den Netzbetreiber übermittelt. Um den Smart Meter intelligent schalten zu lassen, muss dem Netzbetreiber das sogenannte Opt-in bekanntgegeben werden. Dies kann per E-Mail, postalisch und teilweise über das Webportal erfolgen, erklärt Karina Knaus von der Energieagentur. Das Opt-in könne auch über einen anzukreuzenden Zusatz beim Liefervertrag eines Lieferanten erfolgen, wenn das Produkt die Opt-in-Variante voraussetzt.

Entstehen Mehrkosten?

Frage: Entstehen mir als Haushalt dadurch Verpflichtungen oder Mehrkosten?

Antwort: Für die Installation und den Betrieb des Smart Meter fallen keine zusätzlichen Kosten an. Die Umstellung auf Smart Meter wird durch das Messentgelt, das auch bisher schon jeder Haushalt bezahlt, und die Netztarife abgedeckt.

Frage: Schon vor zehn Jahren hat man über die Einführung von Smart Meter in Österreich gesprochen. Warum hat das so lange gedauert?

Antwort: Die Gründe für die Verzögerungen sind vielfältig. Neben technischen Problemen bei Pilotprojekten, Problemen bei der Auslieferung und Engpässen bei Herstellern hat auch die Corona-Pandemie zu den Verzögerungen beim Roll-out beigetragen.

Frage: Smart Meter sollen standardmäßig so eingestellt werden, dass sie Viertelstundenwerte an den jeweiligen Netzbetreiber senden und nicht nur einmal am Tag. Was wäre der Vorteil?

Antwort: Smart Meter mit Viertelstundendaten sind laut Knaus Voraussetzung, um als Kunde aktiv am Energiemarkt teilzunehmen – sei es über dynamische Stromtarife, als Stromeinspeiser (zum Beispiel durch die eigene PV-Anlage) oder im Rahmen einer Energiegemeinschaft.

Wer profitiert

Frage: Habe ich etwas vom Smart Meter, wenn ich einen Fixpreistarif habe, oder nützt mir ein solches Gerät nur dann, wenn ich auf einen Float-Tarif umsteige?

Antwort: Ja, von einem Smart Meter profitiert man auch bei einem Fixpreistarif, durch genaue Verbrauchsabgrenzung und die regelmäßige Information zu Kosten und Verbrauch. Darüber hinaus können mögliche Kaufentscheidungen besser geplant werden, wenn man weiß, welche Anwendungen am meisten Strom im eigenen Haushalt verbrauchen (macht es beispielsweise mehr Sinn, den Kühlschrank zu ersetzen oder die Waschmaschine?).

Frage: Wie kann man das Risiko einer plötzlich hohen Stromrechnung bei einem Floater begrenzen?

Antwort: Ein dynamischer, das heißt ein stündlich wechselnder Tarif bietet die Möglichkeit, Energie vor allem dann zu nutzen, wenn sie besonders günstig ist (zum Beispiel im Sommer über die Mittagsstunden). Auch bei einem monatlichen Floater werden die Preisbewegungen der Märkte weitergegeben. Im Moment zählen diese tendenziell zu den günstigeren Angeboten. Die Voraussetzung für beide Arten von Tarifen ist, dass man die aktuellen Preise sowie seine Verbrauchsgewohnheiten gut im Blick hat und regelmäßig kontrolliert. So kann man gegebenenfalls auch reagieren und auf einen anderen Tarif wechseln, wenn die Preise am Großhandelsmarkt steigen, sagt Knaus.

Frage: Wie lange hält ein Smart Meter?

Antwort: Üblicherweise wird von zehn bis 15 Jahren ausgegangen.

Frage: Wie gut sind die Daten geschützt, die dem Netzbetreiber übermittelt werden?

Antwort: Per Verordnung sind Anforderungen an alle Smart Meter festgelegt, beispielsweise dass die Geräte selbst sowie ihre Kommunikation nach anerkanntem Stand der Technik zu verschlüsseln und gegen den Zugriff unberechtigter Dritter abzusichern sind. Für die IT-Sicherheit der Systeme selbst ist der Netzbetreiber zuständig. (Günther Strobl, 9.5.2024)